Gott, unser Kraftspender bei Tod und Trauer

Mein Neffe kam im Juni 2021, knapp vier Monate zu früh auf die Welt. Für mehr als einen Monat, wie du dir wahrscheinlich vorstellen kannst, war es ein Auf und Ab der Gefühle – ein Hoffen und Bangen um sein Leben, bis der kleine Engel schlussendlich nach dreiunddreißig Tagen von uns ging. Ich glaube, die meisten Eltern werden mein Mitgefühl, welches ich meinem Bruder und meiner Schwägerin entgegenbrachte, nachvollziehen können. Natürlich schmerzte es mich auch, meinen Neffen so leiden zu sehen. Jedoch als noch schmerzhafter empfand ich den Anblick seiner besorgten Eltern, die versuchten aus der Situation das Beste zu machen, ihm ganz normal zuredeten, lächelten und ihn mit ihrer Liebe überschütteten, wie es Eltern taten, deren Baby zum errechneten Termin zur Welt kam.

Immer wieder bewunderte ich ihre Stärke, ihren Optimismus und fragte mich, wie sie in dieser Situation überhaupt lächeln konnten. Obwohl Gott mir zu dieser Zeit viel Trost durch seine spürbare Anwesenheit schenkte, brach ich immer wieder in Tränen aus und bat vor allem die heilige Maria, Mutter Gottes, um Kraft und Beistand für die Eltern sowie alle anderen Angehörigen. Schließlich konnte sie diesen Schmerz als Mutter am ehesten Nachfühlen, dachte ich mir. Eines Nachts erhielten wir die Nachricht, dass er uns wohl in den nächsten Stunden verlassen wird. Als ich das las, fing ich unter Tränen an, einen Satz Rosenkranz zu beten und sagte zum Schluss: „Heilige Dreifaltigkeit und geliebte Mutter Gottes, ich weiß, dass ihr da seid und unsere Gebete hört. Ich vertraue auf euch.“

Während ich das aussprach, überkam mich von oben erneut diese unbeschreibliche göttliche Kraft und Liebe. Es war das erste Mal, dass ich dabei hundertprozentig nicht geschlafen habe, sondern bei vollem Bewusstsein war. Im Bett halbsitzend, halb liegend, war ich innig ins Gebet vertieft, während meine jüngste Tochter auf meinen Beinen lag. Es fühlte sich genauso an wie sonst in meinen „Träumen“. Ich konnte plötzlich nicht mehr weinen, sondern war mit unendlicher Liebe und Frieden gesegnet. Ich war nun umso überzeugter, dass alles zuvor Erlebte nicht einfach „nur“ ein sehr lebhafter Traum war, sondern es wahrhaftig Gott persönlich war.

Unser Vater im Himmel ist so groß und nur er kann einem solch unbeschreiblichen Trost schenken. Ich war nicht die Einzige, die diesen göttlichen Trost bekam, denn mein Bruder und seine Frau hatten ihn die ganze Zeit über. Es war ihr starker Glaube und ihr Vertrauen in Gott, das sie mit Ruhe, Liebe und innerem Frieden erfüllte. Während solch ein Ereignis für manche Außenstehende verwirrend sein mag, ist es für die Betroffenen wiederum eine Bestätigung, dass Gott existiert.

Als ich meine Diagnose erhielt, wandte ich mich aus Enttäuschung von IHM ab. Aber wenn jemand das Recht hatte, sich von IHM abzuwenden, dann waren das mein Bruder und seine Frau. Doch sie suchten in IHM die Zuversicht und vertrauten weiterhin darauf, dass er weiß, was das Beste für sie ist.

Das war mein Zeugnis: Gott ist nicht fern, sondern er lebt unter uns. In den schwersten und dunkelsten Stunden unseres Lebens, werden wir bei niemand außer IHM solch großen Trost finden.

Hör auf, dir einzureden: „Ich bin Schöpfer meiner eigenen Realität.“ Spätestens, wenn eben diese Realität dich in die Knie zwingt, bist du ohne Gott verloren!

 

Veronika Rajic