Meine Suche nach der Wahrheit beginnt

Ich wusste, dass ich dieses Mal die Hand des HERRN nicht einfach loslassen würde, sobald der Alltag wieder einkehrte. Nein, ich wollte Gott Vater und seinen Sohn besser kennenlernen und die Bibel, das Wort Gottes, von Anfang bis Ende studieren. Jahrelang suchte ich vergeblich nach der Wahrheit und dem Sinn des Lebens in der esoterischen Spiritualität oder anderen Religionen, wie im Buddhismus. Mit dem Christentum wollte ich mich bewusst nicht genauer befassen. Erstens glaubte ich, bereits alles zu kennen und zweitens, erschien mir die Bibel sowohl kompliziert als auch langweilig.

Doch nun wollte ich mich wirklich reinhängen und dem Wort Gottes zumindest eine Chance geben. Somit begann ich mit dem Bibelstudium. Im Gegensatz zu früher, begann ich diesmal mit dem Neuen Testament und las alle Kapitel, die ich bisher als schwierig empfand, mehrmals hintereinander. Ich suchte nach Erklärungen, bis ich die Message dahinter einigermaßen verstanden hatte. Ich tauschte mich auch mit Bibelexperten aus und erkundigte mich nach ihren Erklärungen.

Erneut ließ ich mich von meinem Traum bei meiner Suche nach einem Gebet leiten, welches ich mir zur neuen Tagesroutine machen wollte. Ich stieß auf die Gebete der heiligen Birgitta von Schweden, bestellte mir das Gebetsheftchen dazu und fing wenige Tage später dieses an zu beten. In den darauffolgenden Wochen machte ich einen Termin für die Beichte aus, auf die ich mich bestens vorbereitete und die Versöhnung mit Gott kaum abwarten konnte. Ich verspürte einen inneren Drang, mich mit allen Menschen, die mir je weh getan haben, zu versöhnen sowie ihnen zu verzeihen. Also tat ich das auch.

Während ich das Wort Gottes studierte, fing ich gleichzeitig an, meine Lebenseinstellung zu hinterfragen. Dies führte wiederum täglich zu neuen Erkenntnissen. Es war, als wäre ich vorher blind gewesen und sähe plötzlich klar. Ich konnte es noch nicht einmal auf die, im Normalfall mit dem Alter steigende Intelligenz zurückführen, denn wirklich neues hatte ich nicht gelesen. Das meiste aus der Bibel kannte ich bereits und dennoch war es so, als ob ich es erst jetzt verstanden hätte. Dies führte dazu, dass ich begann, meine Lebenseinstellung rigoros zu ändern.

Lobpreislieder, die mich richtig ins Herz trafen und mich wochenlang zu Tränen rührten, liefen den ganzen Tag. Ich suchte täglich stundenlang nach Gebetskreisen oder Bibelrunden, wo ebenso schöne Lieder in Deutsch und Englisch gesungen wurden, da ich die traditionellen Kirchenlieder langweilig fand. Das bot vorerst nur die Freikirche an, sodass ich mich anschließend wochenlang mit dem Unterschied zwischen römisch-katholisch und Freikirche beschäftigte.

Aus diversen Gründen beschloss ich für mich, römisch-katholisch zu bleiben. Ich suchte mir eine Freikirche und nahm mir vor diese zusätzlich regelmäßig zu besuchen, da mir die Predigten, die ich mir zuvor auf YouTube angesehen hatte, viel authentischer erschienen als die der römisch-katholischen Kirche. Sünde konnte das nicht sein, schließlich suchte ich nur Gottes Nähe und die finde ich nicht nur ausschließlich in der römisch-katholischen Kirche, dachte ich mir.

Von verbalen Angriffen und Diskussionen blieb ich leider nicht verschont, allerdings war mein gekränkter Stolz verschwunden und ich konnte den Menschen noch am gleichen Tag verzeihen. Das klingt für dich vielleicht nach nichts Besonderem, aber für mich persönlich war das die größte Veränderung, die ich an mir in kürzester Zeit bemerkt hatte. Wie anfänglich erwähnt, war ich der personifizierte Stolz. Ich konnte wochen- und monatelang nachtragend sein und der betreffenden Person, Fehler, die sie in den letzten 10 Jahren gemacht hatte, wie aus der Kanone geschossen an den Kopf werfen. Doch jetzt war die Sehnsucht nach Frieden und die Liebe, die ich meinem Gegenüber, diesem wunderbarem Geschöpf Gottes, entgegenbrachte, einfach viel zu groß. Ich konnte mir selbst nicht erklären, was da in mir vorging.

Ich fing an, meinen Alltag viel bewusster wahrzunehmen und beobachtete Mitmenschen, die mir über den Weg liefen, so genau wie nie zuvor. In den meisten sah ich eine gewisse Aggressivität oder Betrübtheit und fragte mich, ob ich auch so ausgesehen hatte. Wenn die Menschen nur wüssten, wie sehr sie von ihrem Schöpfer geliebt werden und welchen Trost und Halt er ihnen geben könnte, wenn sie ihr Herz für ihn öffneten. So begann ich, im Stillen für wildfremde Menschen zu beten und sie zu segnen.

Mein Mann war verwundert, als ich eines Tages, während einer hitzigen Diskussion, ruhig blieb und ihm anschießend mit Liebe antwortete. Selbst Freunde und Familienmitglieder merkten in kürzester Zeit eine Veränderung an mir. Die meisten konnten diese zunächst nicht einordnen und fragten mich immer öfter, woher ich bloß die Kraft für meine Freude und Gelassenheit nahm.

Meine Meditation, mit dem Wunsch nach Gesundheit und Erleuchtung, wurde durch innigstes Gebet ersetzt. Meine Visionstafel wurde entsorgt, denn meine Wünsche und Ziele hatten sich komplett geändert und ich wusste, dass ich mich damit an Gott persönlich wenden kann. Die Prioritäten in meinem Leben änderten sich radikal.

Gott war an erster Stelle, selbst vor meinem Mann und den Kindern. Diese Aussage konnte ich Jahre zuvor nie nachvollziehen, denn meine Kinder kamen bisher immer zuerst. Es gab einfach nichts, was für mich über ihnen stehen konnte. Das heißt, genauso wenig konnte ich Menschen verstehen, die Kinder in die Welt setzten und anschließend nur der Karriere nacheiferten, sprich die Kinder von anderen großziehen ließen, anstatt ihnen selbst Zeit und Liebe zu schenken.

Während sich der erste und letzte Gedanke am Tag, vorher um meine Wünsche, Ziele, gesunde Ernährung, Sport oder Arbeit drehten, war es jetzt mein Gott Vater und sein Sohn im Himmel, denen ich am liebsten ununterbrochen für IHRE Gnade danken wollte. Ich bat SIE zu dieser Zeit, mir meinen Glauben, den ich als Kind hatte, wiederzugeben. Und heute weiß ich, dass ich diesen wieder habe.

Das Gebet und die Teilnahme am Gottesdienst waren plötzlich nicht mehr erzwungen, denn ich erfreute mich daran. Ja, ich konnte es kaum erwarten, die Predigt des Priesters, während einer Messe zu hören und saugte diese richtiggehend auf.

Bevor ich eine Sünde begehen würde, wurde mir bewusst, dass dies dem Willen Gottes nicht entsprechen würde. Das heißt, in Momenten der Schwäche, zum Beispiel, wenn mich jemand auf der Straße anrempelte, mir dabei auch noch die Schuld dafür gab und mich beschimpfte, anstatt sich zu entschuldigen, wäre die alte Veronika vor Zorn explodiert und hätte die Person so lange fertig gemacht, bis sie entweder in Tränen ausbrechen oder vor mir weglaufen würde. Heute weise ich, falls ich überhaupt darauf reagiere, nur höflich daraufhin, dass dies eine Unart ist. Denn so wie der Zorn in mir aufstieg, kam gleichzeitig die Erinnerung auf, dass es die Aufregung einfach nicht wert ist. Ich wurde also immer wieder gebremst, bevor ich überhaupt einen Fehler begehen konnte. Was nicht bedeutet, dass ich nie wieder schwach wurde, nur um das klarzustellen. Es hat sich lediglich um ein Vielfaches reduziert.

Ich könnte die Liste hier noch ewig weiterführen, doch ich denke, dass du bereits eine deutliche Veränderung wahrgenommen hast. Die kam zwar nicht von heute auf morgen, aber immerhin innerhalb von wenigen Wochen, weshalb ich an dieser Stelle die Beispielsammlung beende.

 

Veronika Rajic