Vor etwa zehn Jahren, besuchte ich mit meiner Familie einen Pilgerort in Bosnien, dem unzählige Wunder, Heilungen und charismatische Begegnungen nachgesagt wurden. Als vierzehnjähriger Teenie konnte ich mit solch einer Thematik allerdings nicht allzu viel anfangen. Zumal meine Eltern selbst nicht wussten, was auf sie zukommen könnte, wurden wir allesamt, völlig unvorbereitet, in die Gnade Gottes ,,geworfen‘‘.

Wir fuhren also mit einem Gruppenbus voller enthusiastischer Christen von Kroatien nach Bosnien. Höflichkeitshalber ließ ich die Kopfhörer mal in der Tasche und lauschte den Zeugnissen der anderen Fahrgäste. Meine Neugier wuchs mit jedem Kilometer. Jesus als lebendige Person war mir auch damals nicht unbekannt, allerdings hatte ich mich ein wenig ,,verloren‘‘ und Jesus vergessen, und wusste jetzt nicht, wie ich vor den Herrn treten sollte. So fing die Gruppe also an, Lieder von Jesus zu singen, was ich in meiner Überheblichkeit zunächst als ,,übertrieben‘‘ empfand. Demonstrativ schaute ich aus dem Fenster und überlegte, wie ich in der Beichte mein christliches Versagen rechtfertigen sollte. Als sich die Gesangs-Einheit zum Ende neigte und der Rosenkranz zum Einsatz kam, entschied ich mich dazu, aktiv teilzunehmen. Ich hatte Jesus zwar vergessen und ihn ignoriert, er mich, sein verlorenes Schaf, aber nicht.

Diese Wärme und herzzerreißende Reue, die mich in dem alten Bus, inmitten betender und singender Geschwister überkam, wage ich mit ganz schlimmen Liebeskummer zu vergleichen. Ich wollte zurück, konnte aber nicht, weil mich meine Sünden erdrückten. Das Schluchzen und Jauchzen schallte so laut durch den Bus, dass es mir unglaublich unangenehm war. Meine Familie konnte mir nur hilflos zusehen, während die anderen noch lauter beteten. In Bosnien angekommen, strebte meine Seele nur nach Ruhe. Diese Müdigkeit und Leere waren so überwältigend, dass sich mein Körper taub anfühlte. Nach der Beichte und einer kleinen Verschnaufpause entschieden wir uns also, einen Sitzplatz in der Kirche zu suchen. Während ich noch in der Tür stand, begrüßten mich die Worte: ,,Hier wirst du mit dem Heiligen Geist getauft werden‘‘

Jede Leere, Müdigkeit und Taubheit waren vergessen. Das war meine Chance von Neu zu beginnen. Die Tränen und Beichte hatten mich gereinigt. Jetzt hatte Jesus endlich Platz. Ich wusste einfach, dass es sich hier um einen besonderen Ort handelte. Mir musste keiner beweisen, dass Jesus und der Heilige Geist vor mir waren. Die Wärme, der Frieden, das Herzrasen, und die unbeschreibliche Liebe waren beinahe mit der Hand greifbar. Wir waren alle eins. Eine Gemeinschaft. Brüder und Schwestern. Das Leid meines Sitznachbarn lag mir so am Herzen, als ob es mein eigenes war. Als der Priester für die Heilung bat, kam es mir so vor, als ob die Krankheiten und Sorgen einfach nach oben weggezogen wurden. Was Heilung bedeutet, wurde mir aber erst bewusst als ich mein Papa beim Gehen beobachtete. Vorab möchte ich Verständnis halber erwähnen, dass mein Vater jahrelang ein Bein nachzog, und Schwierigkeiten hatte, dieses anzuheben. Nach der Messe konnten wir ihm nur unglaubwürdig hinterhersehen, wie er mit geheilten Beinen in den Bus einstieg. Alle Ehre dem Herrn!

Zehn Jahre später träumte meine Cousine von der besonderen Kirche voller Wunder, Heilungen und Leben, die sie bis dato nie sah, mit mir als Sitznachbarin, wie ich ihr über die Wunder des Herrn erzählte, während der Heilige Geist über uns schwebte. 

Somit sah ich dies als Anlass, um euch von meinem ,,kleinen‘‘ Wunder zu erzählen.

Anonym, 24 Jahre