Letztens bei der Beichte bekam ich als Bußakt das Stillsein auferlegt, ich soll täglich 15 Minuten vor das Allerheiligste treten und nichts machen. Kein Gebetsbuch, keine Musik, kein Gebet, kein Handy, nur ich und ER in Stille. Tja, leichter gesagt als getan mit einem Neugeborenen. Der erste Versuch ging so vonstatten, dass mein Mann mit dem Kinderwagen eine Runde um den Block drehen wollte während ich in der Kirche bin. Drinnen angekommen, steht da eine Menschenmenge von 10 Personen und schmückt die Kirche und stellt den Christbaum auf. So viel zu meiner Ruhe. Ich habe ein kurzes Gebet gesprochen und mich entschuldigt nicht in Ruhe bei Ihm sein zu können. Gehe ich hinaus, kommt mir mein Mann auch schon mit einem weinerlichen Baby entgegen. Also habe ich übernommen und bin die 10 Minuten mit einem kreischenden Baby nach Hause gefahren. Und da war sie wieder, die Unruhe. Genervt und gereizt statt ruhig und besinnt.

Vor der Taufe unserer Tochter ging ich wieder zur Beichte und diesmal war der Bußakt meine Tochter in Ruhe zu stillen. Ich soll das Handy weglegen, mich zum Fenster drehen damit ich den Berg Wäsche nicht im Blick habe und diese 15 Minuten ausschließlich ihr widmen. Ruhe und kleine dunkle Äuglein die mich anstarren während sich ihre Hand an mein Shirt klammert. Sie fühlt sich bei mir geborgen, sicher und wohl.

Da kam die Erleuchtung, die Offenbarung wie sehr uns Gott doch lieben muss. Seine Kinder. Hier gab er mir mein eigenes, welches sehr nähebedürftig ist und ungeduldig. Welches mich zwingt ruhig zu werden, damit ich ihr Ruhe geben kann. Welches mich zwingt meine Ungeduld zu bekämpfen, damit sie Geduld lernen kann. Gott segnet uns und belehrt uns auf eine unausgesprochen tolle Weise.

 

Gracia Martic