Wie Jesus sein! Das wollen viele, oft selbst Menschen, die gar nicht gläubig sind. Schließlich war Jesus ein guter Mensch, er sprach viel von Liebe sowie Vergebung und setzte sich für die Schwachen und Ausgestoßenen ein. „Ein äußerst sympathischer Typ, dieser Jesus“ – denken die meisten.

Tattoos und Schmuck mit religiösen Symbolen sind schon lange beliebt. Meiner Beobachtung nach, sind das Antlitz Jesu, das Kreuz und der Rosenkranz die Klassiker unter den Tattoos. Ob als Körperkunst oder als Accessoire, die meisten wollen damit ihre Zugehörigkeit zum Christentum oder ihre Liebe zu Jesus ausdrücken – ein für alle erkennbarer Jünger Jesu sein!

„Man nehme sein Kreuz auf sich“ heißt es .. damit hat Jesus allerdings keine Kette mit Kreuzanhänger und schon gar nicht ein Tattoo gemeint. Was wollte uns Jesus also damit sagen? Bevor du jetzt auf verrückte Gedanken kommst – er wollte damit auch nicht ausdrücken, dass du dich eigenständig ans Kreuz nageln sollst.

Lass uns gemeinsam einen Blick auf den Anfang werfen, als Jesus von einem barmherzigen Vater spricht, der bereit ist, jedem eine neue Chance zu geben und dessen Güte keine Grenzen kennt. Ein voller Erfolg – die Menschen versammeln sich in Scharen um ihn, Jünger beginnen ihm zu folgen und ihn als den Messias zu verehren. Doch es dauert nicht lange, bis die Mächtigen sich gegen ihn stellen.

Derjenige, der die Größe Gottes zeigt, mit dem Hl. Geist Dämonen austreibt, anderen vergibt und sich für das Leben einsetzt, wird zum Gotteslästerer sowie Anführer der Dämonen erklärt und mit dem Tod bedroht. Die Widersacher werden zunächst ignoriert, um die Situation nicht eskalieren zu lassen, doch irgendwann ist der Zeitpunkt erreicht, an dem für Jesus klar wird, dass sich der Konflikt nicht mehr vermeiden lässt, wenn er Gott und seinem Plan treu bleiben will.

Hier beginnt bereits das Kreuz Jesu – bei der Erfüllung des göttlichen Willens, selbst wenn es unangenehm wird!

Jesus war stets sanft und friedlich jenen gegenüber, die verwundbar oder schon verletzt waren, doch zu jenen, die diesen zusätzlich schaden wollten, war Jesus nicht milde. Er leistete Wiederstand, legte ihre inneren, eher verborgenen Beweggründe offen und zeigte, dass sie sich keinesfalls für Gerechtigkeit einsetzten. Ich denke, dass diese Handlung bereits nicht einfach war für Jesus, denn Gott liebt alle seine Kinder – auch seine Feinde.

Geliebte Menschen, zurechtweisen, ist nicht leicht. Vor allem dann, wenn man ganz genau weiß, dass man damit das Risiko eingeht, den Kontakt oder ein gutes Verhältnis dadurch zu gefährden oder gar zu verlieren. Insbesondere Eltern werden diese Unsicherheit nachvollziehen können.

Wenn beispielsweise das eigene Kind vom richtigen Weg abkommt und im schlimmsten Fall nicht nur sich selbst, sondern auch anderen Personen Schaden zufügt, ist es die elterliche Pflicht, das Kind zurecht zu weisen. Dies muss geschehen, auch wenn es ein gewagtes Unterfangen ist, da dem Elternteil der Rücken zugedreht werden kann. Es ist aber das einzig Richtige, da mit jeglicher anderen Reaktion die Sünde unterstütz werden würde.

Voller Tatendrang sein und sich für den göttlichen Plan einsetzen ist das alltägliche Kreuz.  Das kann in der Familie, am Arbeitsplatz, in der Politik. Usw. sein. Als Jesu´s Jünger, sollte der Wille des göttlichen Vaters stets an erster Stelle stehen. Mit seinem Willen ist auch oft unser Kreuzweg, welchen wir zu bewerkstelligen habe, verbunden.

Das Kreuz auf sich zu nehmen, kann bedeuten, Widerspruch einzulegen, Konflikte einzugehen, wenn Menschen gegen Verletzliche und Schwache hetzen, die Stimme der Menschlichkeit erheben, die Wahrheit und Ungerechtigkeit beim Namen nennen, anstatt aus Angst oder Bequemlichkeit zu schweigen. Vor allem jetzt, wo man den Eindruck hat, dass Haltungen wie Empathie, Menschlichkeit und Respekt von allen Seiten attackiert werden, ist es unsere Pflicht als Jesu Nachfolger die eigenen Stimmen, dem göttlichen Willen zu Liebe, zu erheben, selbst wenn dies bedeuten sollte, dafür ausgestoßen, ausgelacht oder sogar gekreuzigt zu werden.

Wir haben das Glück – FALSCH, wir sind mit einem Land GESEGNET, in dem es höchst unwahrscheinlich ist, dass uns solcher Einsatz vor die Frage nach Leben und Tod stellt – vollkommen ausgeschlossen ist es aber nicht. Das eigene Leben auf der Erde für Gottes Willen zu verlieren, heißt sein Kreuz auf sich zu nehmen. Als Geschenk dafür, erhalten wir ein neues und ewiges Leben in Fülle.

Nicht deine Kette oder dein Tattoo definieren dich als Jesus Nachfolger, sondern dein Einsatz – das Aktiv sein für den göttlichen Willen! Wer aus Furcht oder falscher Demut schweigt, ist ein Verräter und unterstützt dabei das Böse; wer aber sein Leben durch Gottes Willen und für seine Mitmenschen verliert, der wird dieses erretten und in Fülle zurück­ge­win­nen!

Sei heute ehrlich und aufrichtig zu dir selbst und beantworte die Frage, inwieweit du bereit bist, dein Kreuz auf dich zu nehmen und Jesus zu folgen.

 

Veronika Rajic