„Der einzig richtige (=katholische) Glaube“
Heute möchte ich mit euch darüber sprechen, warum ich mich innerlich dagegen sträube, wenn ich solche Worte höre und ja, ich selbst bin katholisch. Ich betrachte es als Gnade, in einer katholischen Familie geboren und in dieser Tradition erzogen worden zu sein. Dies ist ein Privileg, das vielen Menschen auf der Welt verwehrt bleibt. In diesem Zusammenhang betone ich, dass Gott es mir und vielen anderen, die dieselbe Gnade erfahren haben, recht einfach gemacht hat. Wir mussten nicht allzu hartnäckig nach der Wahrheit suchen, da sie unmittelbar neben uns existierte. Anders als viele andere, mussten wir uns nicht gegen unsere Tradition, Bräuche oder Familienangehörige auflehnen, um die Wahrheit zu finden. Es ist bedauerlich, dass manche Menschen, die außerhalb der katholischen Kirche auf der Suche sind, von ihren Familien verstoßen oder sogar bedroht werden, während sie sich auf die Suche nach der Wahrheit begeben.
Wenn Menschen außerhalb der katholischen Kirche nach Antworten suchen, würde es mir niemals in den Sinn kommen, ihnen zu sagen: “Du musst katholisch werden.” Anders verhält es sich, wenn mich jemand direkt fragen würde, weil er oder sie bei der Suche keine Klarheit findet und unsicher ist. In einem solchen Fall würde ich ihm oder ihr erklären, warum für mich die katholische Kirche am nächsten an Gott ist und weshalb ich dort bleibe, wo ich bin.
Warum verwende ich nicht den Begriff “die einzig richtige”? Ganz einfach: Weil es nicht unbedingt notwendig ist, in der “einzig richtigen” Kirche zu sein, und ich niemandem meine Wahrheit aufzwingen möchte. Die Wahrheit ist Gott. Gott ist Liebe. Die Liebe drängt sich nicht auf – niemandem und niemals. Jesus sagte in Johannes 13,35: “An eurer Liebe zueinander wird jeder erkennen, dass ihr meine Jünger seid.” Ununterbrochen jedem entgegenzutreten und damit zu prahlen, dass man in der einzigen wahren Kirche ist, spricht nicht für Liebe, denn die Liebe ist geduldig und freundlich. Sie brüstet sich nicht und schaut nicht auf andere herab. Korinther 13,4.
Wenn es tatsächlich darum geht, das Prinzip der Wahrheit zu wahren, weil man in der Kirche sein möchte, die von Jesus gegründet wurde und in der Gott uns haben möchte, dann sage ich “Ja, du bist im Katholizismus richtig!” Denn dort findest du alle irdischen Gnadenquellen wie die Sakramente. Doch wenn es darum geht zu behaupten, dass Menschen anderer Religionen oder Konfessionen keine Möglichkeit haben, in den Himmel zu gelangen, kann ich dem einfach nicht zustimmen.
Hierzu möchte ich zunächst das Zweite Vatikanische Konzil und anschließend das Buch “Der Vater spricht zu seinen Kindern” zitieren, in dem der Vater selbst zu Wort kommt.
- Der Heilswille umfaßt aber auch die, welche den Schöpfer anerkennen, unter ihnen besonders die Muslim, die sich zum Glauben Abrahams bekennen und mit uns den einen Gott anbeten, den barmherzigen, der die Menschen am Jüngsten Tag richten wird. Aber auch den anderen, die in Schatten und Bildern den unbekannten Gott suchen, auch solchen ist Gott nicht ferne, da er allen Leben und Atem und alles gibt (vgl. Apg 17,25-28) und als Erlöser will, daß alle Menschen gerettet werden (vgl. 1 Tim 2,4). Wer nämlich das Evangelium Christi und seine Kirche ohne Schuld nicht kennt, Gott aber aus ehrlichem Herzen sucht, seinen im Anruf des Gewissens erkannten Willen unter dem Einfluß der Gnade in der Tat zu erfüllen trachtet, kann das ewige Heil erlangen(33). Die göttliche Vorsehung verweigert auch denen das zum Heil Notwendige nicht, die ohne Schuld noch nicht zur ausdrücklichen Anerkennung Gottes gekommen sind, jedoch, nicht ohne die göttliche Gnade, ein rechtes Leben zu führen sich bemühen. Was sich nämlich an Gutem und Wahrem bei ihnen findet, wird von der Kirche als Vorbereitung für die Frohbotschaft(34) und als Gabe dessen geschätzt, der jeden Menschen erleuchtet, damit er schließlich das Leben habe. (2. Vatikanisches Konzil, Kapitel 2, Nummer 16)
- Was meine Kinder betrifft, die nicht in der Wahrheit leben, fühle ich mich umso mehr veranlaßt, sie mit meiner größten väterlichen Liebe zu umgeben und vorzuziehen, damit sie die Augen öffnen und das Licht sehen, dessen Glanz in dieser Zeit mehr denn je zu spüren ist. Es ist die Zeit der Gnaden, vorhergesehen und erwartet seit aller Ewigkeit! Ich selbst bin dort, um zu euch zu sprechen und ich komme als der zärtlichste und liebevollste aller Väter. Ich neige mich zu euch herab, ich vergesse mich selbst, um euch zu mir emporzuheben und euch die Erlösung zuzusichern.
- Nun aber, da ich euch dieses Licht schenke, sollt ihr im Licht bleiben und es zu allen tragen; dies wird ein sehr wirksames Mittel sein, Bekehrungen zu erwirken, als auch, soweit es möglich ist, die Pforte zur Hölle zu verschließen, denn ich erneuere hier mein Versprechen und ich werde niemals weniger versprechen als: ALLE, DIE MICH MIT NAMEN VATER NENNEN, UND SEI ES NUR EIN EINZIGES MAL, WERDEN NICHT UNTERGEHEN, NEIN, IHNEN WIRD EWIGES LEBEN IN GEMEINSCHAFT MIT DEN AUSERWÄHLTEN SICHER SEIN.
- Ihr, meine Kinder, die ihr euch außerhalb der katholischen Kirche befindet, ihr sollt wissen, daß euch meine väterliche Liebe nicht ausschließt. Ich wende mich an euch mit meinem zärtlichen Ruf, denn auch ihr seid meine Kinder. Wenn ihr auch bis heute den Reizen erlegen seid, mit denen euch der Teufel lockte, so erkennt, daß er euch betrogen hat; kommt zu mir, eurem Vater und ich werde euch mit Freude und Liebe aufnehmen! Auch ihr, die ihr keine andere Religion kennt, als jene, die man euch seit eurer Geburt gelehrt hat und die nicht die wahre Religion ist, öffnet auch ihr die Augen und erkennt: Hier ist euer Vater, der euch erschaffen hat und euch erlösen will. Ich komme zu euch, um euch die Wahrheit zu bringen und mit ihr die Erlösung. Ich sehe, daß ihr mich verkennt und daß ihr meinen einzigen Wunsch nicht kennt: Ich möchte, daß ihr mich als Vater, als Schöpfer und auch als Erlöser anerkennt.
Liebe Brüder und Schwestern, das Heil ist nicht allein in der katholischen Kirche zu finden. Wenn du dir wirklich aus Nächstenliebe wünscht, dass jemand den Weg zum Katholizismus findet, dann sei bedacht auf deine Handlungen mehr als auf deine Worte. Lebe als Vorbild, strahle Licht aus und bete für diese Person. Erzähle ihr von dem Vater, der uns eint, und wie geliebt jedes Kind Gottes ist. Den Rest am besten unserem Vater überlassen.
In Liebe,
eure Veronika