Alle Christinnen und Christen sind zur Nachfolge Jesu und somit zur Heiligkeit berufen, unabhängig davon, ob es sich um Laien oder kirchliche Amtsträger handelt. Eines der wichtigsten Konzilsdokumente der katholischen Kirche, „Lumen Gentium“ (LG), beschreibt unter anderem gerade diese Heiligkeit sowie die damit verbundenen Forderungen (vgl. LG 39-42). Diese werden anhand von diversen Bibelstellen im Dokument selbst belegt (vgl. EU Eph 1,4; Mt 5,48; Eph 5,3; Kol 3,12).

Hervorheben möchte ich in besonderer Weise folgenden Bibelvers: „Das ist es, was Gott will: eure Heiligung“ (EU 1. Thess 4,3). Hier offenbart sich in klarer Weise Gottes Wille für unser Leben. Schließlich ist Er es, der uns zur Heiligkeit ruft und beruft, ganz nach Seinem Vorbild (vgl. EU 1. Petr 1,15). Als Kinder Gottes und nach Seinem Ebenbild (vgl. EU 1. Mose 1,27) sind wir für den Himmel geschaffen. Dies zeigt sich am deutlichsten in der Nachfolge Jesu.

Vor diesem Hintergrund lässt sich Heiligkeit somit als Zugehörigkeit zu Gott definieren, welches gleichzeitig die Trennung aus dem weltlichen Bereich nach sich ziehen muss. Als Christinnen und Christen leben wir zwar in der Welt, wir sind allerdings nicht aus der Welt (vgl. EU Joh 17,14). Von Gott geschaffen muss es folglich unser Ziel sein, zu Ihm zurückzukehren. Das sich dies als oftmals schwierig erweist ist darauf zurückzuführen, dass wir als, durch Jesus erlöste Menschen in einer unerlösten Welt leben. Weil Gott uns so sehr liebt, schenkt(e) Er uns den freien Willen, sich für oder gegen Ihn zu entscheiden. Und dieser Wille offenbart sich in der Welt, weshalb diese auch als noch nicht erlöst gilt.

Doch was bedeutet das nun konkret für unser Leben? Zunächst müssen wir uns dessen bewusst werden, dass sich Heiligkeit nicht verdienen lässt. Sie ist weder Tat noch Leistung, sondern Gottes Gnade und somit ein Geschenk an uns Menschen, welches uns durch den Heiligen Geist zuteil wird. „An ihren Früchten werdet ihr sie erkennen. […]“ (EU Mt 7,16). Ein heiliges Leben offenbart sich in der Einhaltung des Doppelgebots der Liebe; die Liebe zu Gott und die Liebe zum Nächsten (vgl. EU Mk 12,29-31). Dabei sind es nicht außergewöhnliche oder offenkundige Taten, welche auf Heiligkeit verweisen. Vielmehr zeigt sie sich im alltäglichen Leben durch besondere Liebe, Treue und Geduld seinem Nächsten gegenüber, sowie im Vertrauen auf Gott und das allen Widrigkeiten zum Trotz. Dazu zählen auch das Ausharren und Ertragen von Leid. Ja, sie sind sogar ein wesentlicher Bestandteil dessen, um in Heiligkeit zu wachsen. Der Katechismus der Katholischen Kirche (KKK) lehrt uns wie folgt: „Der Weg zur Vollkommenheit führt über das Kreuz. Es gibt keine Heiligkeit ohne Entsagung und geistigen Kampf [Vgl. 2 Tim 4]“ (KKK 2015). Entsagung bedeutet Verzicht. Dabei kann es sich um gewisse Speisen handeln oder bestimmte Tätigkeiten, die für unser geistliches Wachsen nicht fruchtbar sind.

Wir brauchen uns nur einige Heiligengeschichten durchzulesen, um zu sehen, dass die Nachfolge Jesu und die Berufung zur Heiligkeit keine einfache Aufgabe ist. Doch war das Leben Jesu durch Einfachheit geprägt? Seinem Beispiel zu folgen, bedeutet gerade Unannehmlichkeiten und (alltägliche) Kreuze auf sich zu nehmen, Ihm jeden Tag aufs Neue sein „Ja“ auszusprechen im Vertrauen darauf, dass Er uns niemals allein lässt. Und so sollten wir auch unseren Alltag leben. Gott möchte uns genau dort haben, wo wir uns gerade befinden – sei es auf genau dieser Universität oder genau in diesem Arbeitsumfeld. Deshalb müssen wir uns die Frage stellen, wie wir in unserer unmittelbaren Umgebung den Dienst an unserem Nächsten, bestmöglich „erfüllen“ können. Auch wenn wir nicht aus der Welt sind, dürfen wir unser Leben nicht auf das Jenseits vertrösten. Denn Gott braucht uns gerade – hier – und Er begegnet uns in unserem Nächsten. Und gerade, weil wir Jesus nachfolgen, darf uns diese Erkenntnis nicht unberührt lassen. Jede Person, jede Situation die uns begegnet ist eine Chance am Gottesreich mitzuwirken.

Also traue Dich, folge dem Ruf zur Heiligkeit. Du wirst es nicht bereuen. Gott wartet auf Dich!

Katarina Rajič

 

Quellenverzeichnis:
Dogmatische Konstitution über die Kirche Lumen Gentium, Vatikan 1964.
Einheitsübersetzung der Heiligen Schrift, Stuttgart 2016.
Katechismus der Katholischen Kirche, München et al. 2007 [KKK], online unter: https://www.vatican.va/archive/DEU0035/_INDEX.HTM