Wörter, die das Herz erwärmen sollten. Wörter, welche die Botschaft der Barmherzigkeit, Vergebung, und Liebe in sich tragen. Ein Freifahrtschein ins neue Leben. Man könnte es auch als Neuanfang bezeichnen. Dennoch trägt der schnelllebige Mensch das ,,aber‘‘ im Herzen.  Als ich in der forensischen Psychiatrie, ein Teilgebiet, der sich mit sucht- und psychisch kranken Straftätern befasst, Gespräche mit einem Betroffenen führte, und er seine Taten zu erklären versuchte, wurde schnell klar, dass nicht seine ,,kriminalistische Ader‘‘ das eigentliche Problem darstellt, sondern seine Perspektivlosigkeit. Trotz der langjährigen Buße und Entzugstherapie sah er die Chance vor seinen Augen nicht. Er sah nicht, dass ihm ein neues Leben angeboten wird, in dem er frei von Schuld ist.  In dem er den Genuss der Freiheit kosten darf. Der Fokus seines Daseins lag auf der Angst vor der Einsamkeit und Vergeltung. Womöglich hatte das Opfer ihm aber schon längst verziehen. Dennoch verharrt er seit über zehn Jahren in seiner Position. Ein Pfarrer sagte mir einmal, dass es den Menschen am schwersten fällt, sich selbst zu vergeben. Das Bild des Straftäters erinnerte mich an meine eigene Ignoranz der Barmherzigkeit Gottes gegenüber. Während mein Augenmerk auf der Sünde verharrte, hörte ich die Stimme meines Herren nicht. Derweil sich das Feuer im Herzen ausbreitete, flüstert mein Retter unermüdlich, warum er die Erde betrat.

,,Ich wurde Mensch, um mich mit dir auf Augenhöhe unterhalten zu können, um dir zu zeigen, wie sehr ich dich doch liebe. Ich nahm die Sünden auf mich, um dich rechtfertigen zu können. Ich starb, um dich zu mir ziehen zu können. Du musst für mich nicht sterben, ich habe durch die Menschenwerdung an deiner menschlichen Natur teilgenommen und dich durch die Sendung des Heiligen Geistes an meiner göttlichen Natur teilhaben zu lassen‘‘ [1]

Wenn wir davon ausgehen würden, dass Gott uns bestraft, unsere Sünden aufrechnet und notiert, würde man dann nicht das Gottesbild aus den Evangelien verzerren?[2]

Sicherlich. Das Schlimmste, was nach einem Schuldbekenntnis passieren kann, ist, sich schuldig zu fühlen. Der Zweifel an der Barmherzigkeit Gottes kann als größte Häresie bezeichnet werden. Dies ist nicht vom Allmächtigen. Das muss von uns verinnerlicht werden. Christus Liebe zur Menschheit ist größer als jede Sünde. Sie ist die Quelle der Barmherzigkeit. Dank ihr trifft die Schuld auf Nachsicht und Vergebung. Gott begegnet uns in unserem Elend und der Not, jeder Schrei der Seele bleibt nicht unerhört. Die Abweisung seiner Liebe und die zur Hilfe eilende Hand, erscheint doch widersinnig. Eine vom Menschen geschaffene Barriere zwischen Vater und Kind. Wir sind nicht nur auf die Güte des Herrn angewiesen, uns trifft auch die Verpflichtung, als Erben der Barmherzigkeit, diese sowohl auf geistiger als auch leiblicher Ebene weiterzugeben, indem wir unseren Nächsten mit liebenden Augen ansehen. Jesus ist sich unserer Schwächen bewusst, er sieht unseren Fall, bevor wir überhaupt gestolpert sind. Nehme doch seine Hand an und beginne von Neuem.  

Jelena Krizic

Literaturverzeichnis
Tomislav Ivancic (2013). Heilung des Menschen in der Hagiotherapie, Hagiotherapeutische Anthropologie im Kontext der Therapie der Geistseele.  Illertissen: Media Maria Verlag.

[1] Heilung des Menschen in der Hagiotherapie, Tomislav Ivancic, S. 92

[2] Vgl. Heilung des Menschen in der Hagiotherapie, Tomislav Ivancic, S. 90 ff.