Der Titel des Blogbeitrags mag den Eindruck erwecken, dass er von jemandem geschrieben wurde, der nicht katholisch ist. Doch das ist falsch, denn ich bin und bleibe zu 100% katholisch, um genau zu sein, gehöre ich der römisch-katholischen Konfession an. Nicht dass es für mich einen Unterschied machen würde, doch ich weiß, dass es für manch andere einen immensen Unterschied macht.

Zwei Verse, die von Jesus stammen, lauten wie folgt:

„Gehet hin und machet zu Jüngern alle Völker, indem ihr sie taufet auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des heiligen Geistes.“ Matthäus 28:19

„Ihr seid das Licht der Welt. So lasst euer Licht leuchten vor den Leuten, damit sie eure guten Werke sehen und euren Vater im Himmel preisen.“ Matthäus 5:16

Im Gegensatz zu dem, was viele meiner Mitmenschen glauben, gelesen zu haben:

„Gehet hin und macht alle Menschen zu Katholiken!“

„Ihr Katholiken seid ein leuchtendes Beispiel, indem ihr anderen euren Glauben aufdrängt. Mit gehobenem Zeigefinger und aufdringlichen Überzeugungsaufwand, werdet ihr dazu beitragen, dass Menschen Gott preisen.!“

Der Grund für diesen Blogbeitrag liegt darin, dass ich in den letzten zwei Jahren immer wieder zwei Gruppen von Katholiken beobachtet habe. Die erste Gruppe sucht hauptsächlich den Kontakt zu Nichtkatholiken, um sie davon zu überzeugen, dass ihre derzeitige Konfession oder Religion falsch ist. Sie versuchen, sie zu “retten” oder zu überzeugen, dass der Katholizismus der einzig richtige Weg ist. Die zweite Gruppe hingegen schließt sich in ihrer (römisch-)katholischen Blase ein und meidet den Kontakt zu Nichtkatholiken. Sie leuchten nur für sich selbst und lassen die anderen im Dunkeln stehen. Es fällt jedoch den Wenigsten auf, dass die erste Gruppe die Nichtkatholiken mit ihrer Art abschreckt und die zweite Gruppe ihre eigentliche Funktion nicht erfüllt.

Noch einmal zur Erinnerung, unser Auftrag besteht darin, die Menschen zu Jüngern Jesu zu machen sowie Salz und Licht zu sein. Das bedeutet, dass wir weder andere durch unsere aufdringliche Art „versalzen“ noch, dass wir uns in einer katholischen Bubble abschließen sowie den Kontakt zu anderen meiden sollen. Als Jünger Jesu, verfolgen wir bereits alle dasselbe Ziel und sollten daher nicht untereinander streiten.

Liebe/r katholische/r Schwester/Bruder, ich bin mir bewusst, dass du in der Regel keine bösen Absichten hast. Dennoch möchte ich dich bitten, für einen Moment deine Perspektive zu ändern. Stell dir vor, du bist eine Person, die in den sozialen Medien Beiträge eines Katholiken sieht, der immer wieder zwanghaft den katholischen Glauben verteidigt und/oder andere Konfessionen schlecht macht. Unter diesen Beiträgen bemerkst du oft sogar andere radikale Katholiken, die sich anschließen und mit Nichtkatholiken auf verbaler Ebene, oft sogar unter der Gürtellinie, streiten.

Ich weiß nicht, wie es dir geht, aber ich bin alles andere als stolz auf diesen Bruder. Vielmehr schäme ich mich für seine Art und Weise und frage mich, ob er jemals die Bibel gelesen hat und seinen Auftrag verstanden hat. Zudem frage ich mich, ob diese Katholiken wirklich sicher sind, dass sie richtig liegen, denn warum sonst hätten sie ständig das Bedürfnis, sich zu rechtfertigen? Gibt es vielleicht doch mehr Zweifel in ihnen, als sie sich selbst eingestehen möchten?

Ein evangelikaler Freund erzählte mir einmal, dass er von einem katholischen Diakon angespuckt wurde, weil er zu seinem katholischen Freund, den er in die Kirche begleitete, sagte, dass er lieber direkt mit Gott spreche, anstatt eine Kerze vor der Statue der Mutter Gottes anzuzünden. Zum Glück endete die Geschichte Wochen später doch noch gut, als sie sich “zufällig” wieder trafen und der Diakon die Gelegenheit nutzte, sich zu entschuldigen. Dennoch war ich zunächst einfach nur tief enttäuscht von der Vorgehensweise des Diakons, denn das ist eindeutig nicht im Sinne des katholischen Glaubens, der auf Liebe, Vergebung und Barmherzigkeit basiert.

Ich persönlich folge lieber Gottes Vorgehensweise:

  • Lieben
  • Leuchten
  • Den Menschen Raum geben, ihre eigenen Entscheidungen zu treffen

Sobald jemand einen Schritt auf dich zugeht, erlaubst du dir doppelt so viele Schritte auf ihn zuzugehen und wartest dann, bis die Person bereit für mehr ist. Geduld und Sanftmut sind gefragt, so wie der Herr es uns lehrt und Er es auch oft genug mit uns erfahren durfte.

Jeder Mensch hat seine eigene Reise des Glaubens und es ist nicht unsere Aufgabe, andere zu verurteilen oder zu zwingen, unseren Glauben anzunehmen. Stattdessen sollten wir durch unser eigenes Beispiel und unsere Liebe zu Gott und den Menschen leuchten.

Versuch’s mal damit, ich verspreche dir, dass dies mehr Früchte reifen lässt. 😊

Für all meine Mitmenschen, die die dieselbe Meinung vertreten wie ich, hoffe ich, dass ihr trotz dieser negativen Erfahrungen nicht den Glauben an die katholische Kirche aber vor allem nicht an Gott verliert. Es gibt viele von uns, die versuchen, den Glauben auf eine positive und liebevolle Weise zu leben. Ich lade dich ein, uns eine Chance zu geben und mit uns in Dialog zu treten. Vielleicht können wir gemeinsam daran arbeiten, ein besseres Verständnis und eine größere Einheit unter den Christen aber auch generell unter uns Menschen zu erreichen.

Ich wünsche dir Gottes Segen und Frieden auf deinem Weg,

Veronika Rajic