Glaube und habe Vertrauen, dein Gott, dein himmlischer Vater weiß, was du brauchst. Du musst ihm nur dein Vertrauen entgegenbringen…doch…zuerst musst du fasten, verzichten, dein Kreuz auf dich nehmen, Leid ertragen und beten. Unerlässlich beten, auch wenn dir nicht danach ist. Erst DANN wird dein “liebevoller” Vater im Himmel, vielleicht, deine Gebete erhören. Oder vielleicht nicht einmal dann? 

Es ist schwer, mit jemandem zu sprechen, den man weder sieht noch hört, der keine Antworten gibt und keine Fragen stellt. Und dann soll man diesen himmlischen Vater, der uns angeblich so sehr liebt, im Gegenzug mehr lieben als sich selbst, als seinen Nächsten? Was für eine Forderung! Eigentlich fast unverschämt. Wieso zeigt er sich dann nicht einfach, wenn er doch so großartig ist und angebetet werden möchte!? Dann hätten wir ja gar nicht das Problem mehrerer Religionen oder der Atheisten. 

Dann liest man in der Bibel über diesen Gott, der ganze Dörfer und Völker einfach tötet, weil er sie bestrafen will. Er lässt die schrecklichsten Dinge über sie ergehen, von Flut bis Krankheit, verschont dabei kaum jemanden, nicht einmal die unschuldigsten, die Kinder. Ja, auch Kinder waren in diesen niedergebrannten, zerstörten Dörfern. Ja, Herod hat viele Kinder töten lassen, weil Gott seinen Sohn auf die Erde hat kommen lassen. Und dann denkt man, es wird im neuen Testament besser, doch Jesus selbst sagt dort, er komme um zu teilen. Matthäus 10,34 – 11,1: Glaubt nicht, ich sei gekommen, um den Frieden zu bringen, sondern das Schwert. Denn ich bin gekommen, um den Sohn mit seinem Vater zu entzweien und die Tochter mit ihrer Mutter und die Schwiegertochter mit ihrer Schwiegermutter; und die Hausgenossen eines Menschen werden seine Feinde sein.

Außerdem sagt er, Matthäus 8, 19-22: „Da kam ein Schriftgelehrter zu ihm und sagte: Meister, ich will dir folgen, wohin du auch gehst. Jesus antwortete ihm: Die Füchse haben ihre Höhlen und die Vögel ihre Nester; der Menschensohn aber hat keinen Ort, wo er sein Haupt hinlegen kann. Ein anderer aber, einer seiner Jünger, sagte zu ihm: Herr, lass mich zuerst heimgehen und meinen Vater begraben! Jesus erwiderte: “Folge mir nach; lass die Toten ihre Toten begraben!“

Ziemlich unsympathisch, und so jemanden sollte man anbeten und lieben? So einer spricht von Liebe??? 

Was ist bloß mit diesen Christen, die diesen Gott, so einen Gott so verehren und lieben? Sie leben wohl im Mittelalter und können nicht sonderlich intelligent sein. Glauben diese Geschichten, weil sie keine anderen Erklärungen glauben wollen, obwohl die Wissenschaft für alles Beweise hat (oder Theorien…).

Diese Fragen, diese Bibelstellen und diese Gedanken kamen mir selbst, als Christin und Gläubige, tatsächlich auch oft in den Sinn. So gesehen, klingt unser Gott wirklich etwas gemein und fordernd. Wenn wir dem nicht nachkommen, was er von uns verlangt, erteilt uns eine große Strafe. Ja, so hat die Kirche früher die Menschen an sich gefesselt, durch Angstmacherei. Indem diese Bibelstellen ausgenutzt wurden und unser Gott fast als ein Monster dargestellt wird, den man aus Angst, anstatt aus Liebe, anbetet. ”Trage dein Kreuz, um ins Himmelreich zu kommen.” So stolpern viele in die spirituellen Gefahren wie unaufrichtige Schuldgefühle, die Weigerung, sich selbst zu vergeben, weil man sich selbst bestrafen will. Der Gott wird als fordernd, anstatt schenkend erlebt.

Anthony de Mello empfiehlt darum zu bitten: Herr, du verlangst das von mir? Dann lass die Liebe in meinem Herzen wachsen, damit ich es dir fröhlich geben kann. Im Moment sage ich Nein. Ich würde es dir gern geben, aber ich bitte dich, lass meine Liebe wachsen. Gib mir deine Liebe und deine Gnade!!!

Die Sehnsucht, Gott zu gefallen, ist eine weitere spirituelle Gefahr. Wer sich Ihm auf diese Art nähert, dann hat er Gottes bedingungslose Liebe noch nicht erfasst. Man versucht den zornigen Gott zu besänftigen. Dies behindert die Beziehung zu Christus. Das größte Geschenk, das du für Gott tun kannst, ist an seine Liebe zu glauben, egal wie groß deine Sünden sein mögen. Und wenn man nach Antworten sucht, wieso der Gott im alten Testament so gehandelt hat, wieso der Jesus in der Bergpredigt sagt, er würde entzweien. Bitte um die Gnade des Verstehens. Bitte den Heiligen Geist um die Gnade, Christus ein Leben lang nachzufolgen.

Der Psychotherapeut Viktor Frankl (1905-1997) begann seine Vorträge oft mit dem Evangelium Mt 10,38: “Wer nicht sein Kreuz auf sich nimmt und mir nachfolgt, ist meiner nicht wert.” 

Er sagte, wenn Menschen einen Sinn im Leben finden sollen, müssen sie ihn im Schmerz suchen. Wenn Menschen wachsen wollen, müssen sie leiden. Ein anderer Psychotherapeut, Fritz Perl, sagte: “ Du weißt, dass du ein erfolgreicher Therapeut bist, wenn dein Patient anfängt dich zu hassen.” 

Um Gottes Liebe und Gott selbst zu verstehen, kommen wir nicht drum herum, die Bibel zu lesen. Das Evangelium zu lesen. Immer und immer wieder. Es ist nicht mit einem Mal getan. Je öfter wir dieselbe Textstelle lesen, umso mehr wird uns offenbart, umso mehr erfassen wir Gottes Liebe zu uns.

Die Fragen, die ich mir früher stellte und die von vielen Atheisten gestellt werden, sind gerechtfertigt, von Menschen, die sich nicht weiter und näher mit der Bibel auseinandergesetzt haben. Die Bibel vergleiche ich mit Menschen. Tagtäglich siehst du vielleicht die gleiche Person an der Bushaltestelle. Du kennst sie nicht, doch mit der Zeit fallen dir immer mehr Eigenschaften auf. Am Anfang bemerkst du vielleicht nur ihren Kleidungsstil, ein anderer würde vielleicht bemerken, dass die Person müde aussieht, nach Wochen fällt dir auf, dass diese Person einen Ehering trägt, usw. Genauso ist es mit den Bibelstellen. Je nachdem wie sehr wir uns damit befassen, umso mehr wird uns preisgegeben.  Der Glaube und das Verständnis von Gottes Liebe zu uns Menschen lässt sich nicht so einfach erklären. Es ist wie mit Poesie, Musik und Kunst…mit der Zeit entwickelt man ein Gefühl dafür, je mehr man sich damit auseinander setzt. Gib ihm eine Chance, es lohnt sich!!!

 

F. B.

 

Quelle: Gott suchen in allen Dingen, Anthony de Mello