Mir liegt dieses Thema besonders am Herzen. Besonders jetzt, da ich drei Kinder habe, zwei davon in der Trotzphase, wird mir langsam bewusst, dass das wohl die angenehmste Phase sein wird. Denn die Pubertät folgt noch. Oder ein anderer Ausdruck für die Pubertät: das Gefühlschaos. Gefühle prägen uns unser Leben lang. Gefühle manipulieren meistens auch unsere Gedanken und Gefühle, machen uns zu dem Menschen der wir heute sind. Gefühle sind ein verzwicktes Thema. Gefühle werden zu Emotionen, wenn sie endlich aus uns ausbrechen, ob positiv oder negativ. Gefühle formen unsere Gedanken, ob positiv oder negativ.

Ich war schon immer ein eher introvertierter Mensch, ein Tagträumer und grübelte immer sehr viel über Sachen, Situationen, Menschen, Gott und die Welt. Viel zu viel wenn ihr mich fragt, und dadurch erschien ich vielen entweder arrogant (dabei war ich einfach nur immer in meine Gedanken vertieft) oder schüchtern. Ja schüchtern, das war ich und bin es auch heute noch manchmal, allerdings auch nur weil ich viel zu viel nachdachte… was, wer über mich denkt, wie ich rüberkomme, usw. usf… Mit den Jahren fällt es mir immer leichter meine Gedanken, die durch die aufkeimenden Gefühle aufkommen, zu kontrollieren und zu analysieren und dadurch versuche ich diese dann in die richtige Bahn zu lenken. Da habe ich aber noch einen weiten Weg vor mir.

Meiner Ansicht nach müssen wir hier besonders vorsichtig sein. Denn wenn wir nicht aufpassen was wir denken und unsere Denkweise nur von unseren Gefühlen steuern lassen, dann sind wir aufgeschmissen. Denn unsere Gedanken prägen uns und unsere Persönlichkeit. Ob wir wollen oder nicht, wir sind Marionetten unserer Gedanken, solange wir ihnen freien Lauf lassen. Stehen wir schlecht gelaunt auf, regen uns schon über die verformte Zahnpastatube auf, über den Wäscheberg, über die blöden Nachbarn, die den Müll nicht sorgfältig in die Tonne werfen, über die Kinder, die gerade an diesem Morgen besonders langsam sind, über den Bus der sich verspätet, über die Menschen in den öffentlichen Verkehrsmitteln, über die Kollegen, … ich könnte so stundenlang weiter machen. All das füllt unser Fass, bis wir am Abend nach Hause kommen und dort dann alles an den Menschen auslassen die eigentlich unser Fels in der Brandung sind. Oder aber, wir reagieren den ganzen Tag schnippisch und unfreundlich zu jedem der uns über den Weg läuft. Also ich mag solche Menschen nicht, du etwa? Und wenn man mal selbst so drauf ist, mag man sich ja auch nicht. Ich mich zumindest nicht 🙂

Wenn ich merke ich mutiere gerade zu einem riesigen Blödian, dann bremse ich mich und warte erstmal ab, bis meine Gefühle sich etwas beruhigt haben. Danach fange ich an meine Gedanken zu analysieren, sortieren und versuche diese in die richtige Richtung zu lenken. Und ja, Jesus hat wieder mal in allem Recht: die Antwort auf alles ist LIEBE! Hier habe ich einen tollen Auszug über die Liebe, von Anthony de Mello:

Was ist Liebe – Anthony de Mello:

Was ist Liebe? Nehmen Sie zum Beispiel eine Rose: Kann die Rose sagen: “Für gute Menschen will ich meinen Duft verströmen, doch vor bösartigen halte ich ihn zurück”? Oder können Sie sich eine Lampe vorstellen, die einem boshaften Menschen, der in ihrem Schein gehen möchte, nicht leuchtet? Sie wäre dann keine Lampe mehr. Und wie hilflos und wahllos spendet ein Baum allen seinen Schatten: gut und böse, jung und alt, hoch und niedrig; Tieren, Menschen, jedem Lebewesen – sogar dem, der ihn fällen möchte. Somit ist das erste Merkmal der Liebe: Sie wählt nicht aus. Was ist zu tun, um solche Liebe zu erlangen? Alles, was Sie tun, wird sie nur gezwungen, gekünstelt und darum unecht machen, denn Liebe lässt sich nicht erzwingen. Es gibt nichts, was Sie tun könnten. Doch gibt es etwas, wovon Sie lassen könnten. Achten Sie darauf, welch wunderbare Veränderung in Ihnen vor sich geht, sobald Sie die Menschen nicht mehr in gut und böse, in Heilige und Sünder einteilen, sondern sie als nicht wahrnehmend und unwissend zu sehen beginnen. Dies zu erkennen heißt, die bewundernswerte Fähigkeit einer Rose, einer Lampe, eines Baumes zu erlangen. Zum Wesen der Liebe gehört ferner, dass sie ein Geschenk ist.

Ich finde das eine tolle Beschreibung dessen wie wir eigentlich sein sollten. Wir sollten danach streben WIR SELBST zu sein. Ohne diese Gefühle, die anfangen unser Wesen zu verändern, sobald wir morgens die Augen öffnen. Jetzt könnte man ausholen und meinen ich behaupte Gefühle wären etwas Schlechtes. Ja, sie können tatsächlich schlecht sein, für uns und unsere Mitmenschen, wenn sie negativ sind. Das Ziel ist es positive Gefühle, mit Hilfe unserer Gedanken, in uns hervorzuholen. Also WIR SELBST sind wir erst, ohne all diese Gefühle und Gedanken, die die Außenwelt in uns seit unserer Kindheit sät. Ein Kind hat von seinem Wesen aus, nicht das Gefühl, dass es hinfallen könnte, wenn es von einem Klettergerüst springt. Nein, das bekommt es von Eltern eingeprägt oder es prägt sich selbst dieses Gefühl und diesen Gedanken, falls es doch mal dazu kommen sollte. Aber grundsätzlich springt das Kind, ohne darüber nachzudenken was passieren könnte, denn es fühlt sich sicher, voller Vorfreude auf das Adrenalin und ist enthusiastisch.

Aber wie finden wir wieder zu uns selbst, zu dem Wesen, das wir vor all diesen eingepflanzten Gefühlen und Gedanken waren? Bei unserem hektischen Alltag, bei so viel medialen Einfluss, durch die Werbeplakate, die uns überall entgegenspringen…denn wir LESEN HÖREN SPRECHEN ständig. Auch wenn wir denken wir tun es gerade nicht, aber wir tun es. Wir gehen an einem Plakat vorbei, registrieren es vielleicht nur in einer Millisekunde, doch unser Gehirn hat es schon gelesen und “laut”, in Gedanken ausgesprochen und dadurch haben wir es auch gehört. 🙂 Versteht ihr, was ich meine? Unsere Gedanken sind fast nie still! Und das, denke ich, ist unser größtes Problem. Wir verlieren uns dadurch selbst.

Also wie kommen wir unserem wahren Wesen wieder näher? Ich recherchiere das schon etwas länger und lese unheimlich gerne über dieses Thema. Deswegen will ich hier ein paar Tipps mit euch teilen, die ich gelernt habe. Allerdings muss ich zugeben, dass mir LEIDER oft die Zeit für alle Schritte fehlt. Kleinkinder verlangen doch die volle Konzentration ihrer Mutter. Aber, ich arbeite daran, mir meine Zeit einzuteilen oder wenn ich es nicht physisch schaffe, dann übe ich eben in Gedanken.

  1. Versuche dir deiner Gedanken immer bewusst zu sein, den Gedanken nicht mehr einfach so ihren freien Lauf lassen, sondern bewusst darauf achten, was gerade in deinem Kopf so vor sich geht.
  2. Setze dich mit deinen Gedanken auseinander und horche in dich hinein. Wie fühlst du dich? Kommen diese Gedanken von negativen Gefühlen? Dann sprich entweder laut oder in Gedanken alles aus was positiv an dieser Situation ist, was diese Gedanken auslöst. Zum Beispiel, als Notre Dame fast niederbrannte. Man könnte anfangen über Terror nachzudenken, über den Islam, Hassgefühle entwickeln, Ängste, Trauer….oder aber, man könnte das Ganze auch als Vereinigung einer Nation sehen, Liebe und Respekt der herrscht, tausende an Menschen die gemeinsam beten, wie sich Unbekannte umarmen und gemeinsam ihrer Trauer freien Lauf lassen, …
  3. Bete, meditiere. Gebe dich täglich der Stille und deinem Atem hin. Lass dich treiben. Hier darfst du deinen Gedanken und Gefühlen freien Lauf lassen, so lange, bis sie nicht mehr da zu sein scheinen, lasse sie einfach vorüber ziehen, gehe nicht tiefer auf sie ein. Konzentriere dich einfach nur auf deinen Atem. Nach und nach spürst du als würde sich dein Geist vom Körper lösen. Du fängst an dich schwerelos zu fühlen. Und das ist der Punkt den man bei der Meditation erreichen sollte und halten sollte. Je länger man das übt umso besser wird man. Man kann meditieren, indem man sich auf seinen Atem konzentriert, indem man sich ein Gebet immer und immer wieder vorsagt (hier ist der Rosenkranz das perfekte Gebet dafür). Es gibt verschiedene Möglichkeiten. Wir, Katholiken, können das auch gerne bei der Anbetung des Allerheiligsten versuchen. Vielleicht fällt es dem einen oder anderem dadurch leichter. Aber gebt der Meditation eine Chance! Sie wird euch guttun. Ich selbst bin noch ganz am Anfang. Habe aber das Ziel es öfter in meinen Zeitplan zu integrieren.
  4. Vergib allen, die negative Gefühle aufkommen lassen und negative Emotionen auslösen. Vergib und bitte um Verzeihung. Das ist immens wichtig. Sonst frisst sich das in dich hinein. Du musst nicht einmal direkt zu dieser Person hingehen und ihr sagen du vergibst ihr, du kannst es aufschreiben. Schreibe auf: “Lieber XY, ich vergebe dir für dieses und jenes. Ich weiß du hast es nicht so gemeint, ich danke dir für … ” das kann ein Brief von zwei Sätzen werden oder ein Seitenlanger Brief. Schreibe es dir von der Seele und vergiss nicht dieser Person vom Herzen zu vergeben, indem du ihr auch für Sachen dankst, die sie für dich gemacht hat oder durch die du gewachsen bist.
  5. Lerne dich selbst zu lieben und zu respektieren so wie du bist! Vergleiche dich nicht und lache! Denn sind wir glücklich, ist unser Umfeld auch glücklich! In diesem Sinne LEBE DIE LIEBE! 🙂

 

F. B.