Das Urteil am Tag der Trauung lautet: Freiwillig lebenslänglich. Sie entscheiden sich treu zu bleiben, in guten wie in schlechten Zeiten bis der Tod sie scheidet! Im besten Fall scheidet sie nicht einmal dieser, sondern sie treffen sich beide im Himmel wieder.

„Ein Mann verlässt seine Eltern und verbindet sich so eng mit seiner Frau, dass die beiden eins sind mit Leib und Seele.’ Sie sind also eins und nicht länger zwei voneinander getrennte Menschen.” Matthäus 19, 5-6

Da sowohl Mann als auch Frau sündige Menschen sind, bleibt die Ehe vom Sündenfall leider nicht verschont. Sie streiten, sind oft egoistisch und lieblos, in Extremfällen betrügen sie sich sogar. Nach Jesu Worten ist bereits das begehrliche Ansehen einer anderen Frau oder eines Mannes, bereits Betrug. (Mt. 5,32) Begleitet vom Alltag, leben sich mit der Zeit, einige auseinander und stellen Arbeit, Freunde oder Hobbys auf der Prioritätenliste weit vor ihren Partner.

Das „Kreuz der Ehe“ ist kein Leichtes, denn es bedeutet unter anderem am Leid des anderen teilzuhaben. Da Ehepaare ein Fleisch sind, sprich sich besonders nahestehen, werden die Verletzungen durch den anderen besonders stark empfunden. Die gottgewollte Einheit beginnt den Bach runterzugehen und genau da liegt es an uns, alles dafür zu tun, um sie vor dem Kentern zu bewahren, anstatt dem anderen den Krieg zu erklären, der für beide Seiten seelisch zu großen Belastungen führt. Opferbereitschaft, Verständnis, Kompromissbereitschaft, Vergebung, Wille zur Versöhnung und die Besinnung auf das Geschenk der gottgesegneten Ehe sind angebracht. „Alles leichter gesagt als getan“ magst du jetzt vielleicht denken, ich weiß, denn meine Ehe stand selbst um ein Haar kurz vor der Scheidung.

Jesus sagte, dass wir unserem Bruder nicht sieben Mal, sondern siebzig mal sieben Mal vergeben sollen, also unendlich oft. Wie viel mehr gilt das dann für Ehepaare, die ein Fleisch sind? Wir sind immer weniger bereit das Kreuz der Ehe auf uns zu nehmen und lassen uns viel zu schnell scheiden oder wie ich es heute oft unter „gläubigen“ Christen mitbekomme, inoffiziell trennen. Das heißt, im besten Fall Leben sie noch zusammen, doch haben sonst rein gar nichts mehr miteinander zu tun. Es mangelt an Opfer-, Vergebungsbereitschaft und Liebe, die zu einem Neubeginn und zur Aufrechterhaltung der Ehe führen würde. Dieser Mangel, ist die Schuld und Sünde des äußerlich „unschuldigen“ Ehepartners.

Ich möchte hier zum Abschluss noch ein kleines Zeugnis mit euch teilen. Nach meiner Bekehrung drehte sich bei mir alles um Gott. Er war schließlich, so wie es sich auch gehört plötzlich an allererster Stelle, vor dem Ehemann und den Kindern. Alles schön und gut so weit, doch vom Ganzen sich in „Demut“ üben und jedem Streit aus dem Weg gehen, um nicht selbst in Sünde zu fallen, lebten wir uns ebenso auseinander.

Ich betete viel für unsere Ehe und meinen Ehemann, weil ich mir so sehr einen Mann wünschte, der ebenso so sehr für unseren Herrn brennt wie ich und merkte dabei gar nicht, dass wir uns, obwohl wir uns kaum noch stritten, auseinanderlebten. Ich begann immer mehr Zeit ins Missionieren und geistliche Weiterbildungen zu investieren, verbrachte meine Freizeit hauptsächlich allein im Gebet und sprach mit meinem Mann nur noch über das Nötigste, denn das Thema Glauben konnte ich mir bei ihm sparen und würde ihn zu diesem Zeitpunkt nur noch mehr vom Herrn entfernen. Ich weiß, dass ich nicht allein damit bin, denn ich kann immer wieder hauptsächlich verheiratete Frauen in den Kirchen sowie geistlichen Seminaren beobachten, die über mehrere Tage dauern. Jedes Mal als ich fragte wo denn ihre Männer wären, bekam ich Antworten wie „Ach, der wird schon seine Hobbys haben.“ oder „Gott sei Dank habe ich den Herrn gefunden, denn sonst wäre ich völlig einsam.“ zu hören.

Sie alle hatten offensichtlich kein gutes Verhältnis zu ihren Männern, und das kümmerte sie nicht das Geringste denn sie hatten schließlich die Liebe ihres Lebens endlich gefunden und die geht weit über die Liebe zum Mann hinaus. Dies führte dazu, dass ich mein Verhalten begann zu hinterfragen und mir wurde klar, dass ich ungewollt ebenso auf dem Weg zu dieser Endstation stand. Selbst hier findet Satan einen Weg die Ehe zu ruinieren, Eins zu entzweien, indem man sich aus Liebe zum Herrn und aus dem Wunsch nicht in Sünde zu fallen, völlig von dem Ehepartner abgrenzt.

Jesus selbst sagte: „Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben von ganzem Herzen, mit ganzer Hingabe und mit deinem ganzen Verstand. Das ist das erste und wichtigste Gebot. Ebenso wichtig ist aber ein zweites: Liebe deinen Nächsten wie dich selbst.“

Wer kann mir den Näher sein als mein Ehepartner, der seit der Trauung ein Teil von mir ist?

„Amen, ich sage euch: Was ihr für einen meiner geringsten Brüder getan habt, das habt ihr mir getan.“ (Matthäus 25, 40)

Somit hatte ich den Herrn, der sich in meinem Ehemann befindet, ausgegrenzt und gegen das Gebot „Liebe deinen Nächsten wie dich selbst“ doppelt gesündigt denn mein Ehepartner ist nicht nur mein Nächster, sondern ebenso ein Teil von mir selbst.

Vielleicht findet sich der ein oder andere in diesem Zeugnis wieder, Satan ist hinterlistig und greift da an wo man es am Wenigsten erwartet. Ich für meinen Teil achte seitdem genauestens darauf, dass sich meine Demut und mein Ausweichen, der Versuchung in Sünde zu fallen, nicht in Gleichgültigkeit verwandelt. Das Wort Gottes lesen, stundenlanges Gebet und jede freie Minute für geistliche Weiterbildung zu nutzen, während man dabei den Nächsten, vor allem den eigenen Ehepartner vernachlässigt, ist ein Widerspruch und verdeutlicht, dass man dabei die wichtigsten Kernpunkte aus der Bibel nicht verstanden hat.

 

Veronika Rajic