Mensch: Herr, warum kann ich im Gegensatz zu manchen anderen an dich glauben, ohne absolut jeglichen Zweifel zu haben, obwohl du ihnen genauso wie mir durch so viele übernatürliche Wunder begegnest?

Gott: Durch meine Gnade …

Mensch: Herr, wieso kann ich grenzenlos lieben, während andere dich liebende Menschen, Grenzen in der Liebe und Barmherzigkeit zu ihren Mitmenschen setzen?

Gott: Durch meine Gnade …

Mensch: Herr, warum verbringe ich meine Zeit gerne mit dir, während anderen Gläubigen der Gang zur Sonntagmesse lästig ist?

Gott: Durch meine Gnade …

Mensch: Herr, manche Gläubige zweifeln an deiner Gegenwart im Allerheiligsten Sakrament, wieso habe ich diese Skepsis nicht?

Gott: Durch meine Gnade …

Mensch: Herr, wieso erkenne ich dich und dein Wirken auf unscheinbarer Weise in der Natur sowie in meinem Nächsten während andere dich da nicht wahrnehmen?

Gott: Durch meine Gnade …

Mensch: Herr, wieso fühle ich den Schmerz anderer Menschen so intensiv, obwohl es mich selbst gar nicht betrifft, während manch andere gleichgültig bleiben?

Gott: Durch meine Gnade …

Mensch: Herr, wieso hänge ich an keinen materiellen Gütern dieser Welt, während manch andere Gläubige einfach nicht davon loslassen können?

Gott: Durch meine Gnade …

Mensch: Herr, ich hätte noch viele andere Beispiele, doch ich kenne deine Antwort bereits und dennoch muss ich dir noch eine letzte Frage stellen. Wieso genieße ich so viel von deiner Gnade und Liebe, wenn andere scheinbar weniger davon bekommen? Außerdem habe ich all diesen Segen, deine Liebe und Güte doch gar nicht verdient.

Gott: Meine Liebe, Barmherzigkeit und Gnade reichen für jeden einzelnen, schuldbeladenen, unreinen und rebellischen Sünder auf dieser Welt. Ich bin die Liebe, respektiere die freie Entscheidung der Menschen, zwinge niemanden und dränge mich nicht auf.

Der Unterschied zwischen den Menschen, die von meiner Gnade berührt worden sind und jenen, die nicht darauf eingegangen sind, macht sich im Erwidern auf meine Gnade und Liebe sichtbar. Um auf meine Liebe und Gnade zu reagieren, muss diese zunächst mit dem Nächsten geteilt werden. Je mehr darauf erwidert wird, umso mehr überhäufe ich den Menschen damit. Wenn Menschen meine Liebe und Gnade nicht erwidern und / oder sie nur für sich behalten, grenzen sie mich in meiner Liebe und Gnade immer mehr aus.

Wenn ein Mensch sich durch gute Werke seine Rettung verdienen könnte, dann wäre die Rettung nichts anderes als seine gerechte Belohnung (Römer 4,4–5; 11,6). Denn aus Gnade seid ihr errettet durch den Glauben, und das nicht aus euch – Gottes Gabe ist es; nicht aus Werken, damit niemand sich rühme (Epheser 2,8–9).

 

Veronika Rajic