„Iss mehr Gemüse. Das ist gesund. Süßigkeiten sind ungesund, iss lieber gesundes Obst!“ usw. .. Solche Sätze kennen wir alle nur zu gut, denn leider begleiten sie uns alle unser Leben lang. Ganz ehrlich, auch ich als ernährungsbewusste Mama kann sie einfach nicht mehr hören.

Es macht den Eindruck, als hätten wir die natürlichsten Dinge der Welt wie schlafen, atmen und essen verlernt. Alles reduziert sich nur noch auf „ganz oder gar nicht“ – entweder übertriebener Ehrgeiz oder totale Gleichgültigkeit. Wir haben die natürliche Mitte komplett aus den Augen verloren und die Ernährung verkompliziert. Während dem einen ununterbrochen Fragen wie „was, wann und wie essen“ im Kopf herumgeistern, machen sich die anderen gar keine Gedanken darüber und ernähren sich völlig „ungesund“.

Statistiken zeigen uns, dass seit Jahren Probleme wie Übergewicht und Essstörungen stark zu nehmen. Jedes dritte Kind ist übergewichtig oder adipös. Gleichzeitig boomen Diätangebote, Spezialnahrungsergänzungsmittel und spezielle Ernährungsformen. Mein persönliches Motto lautet:

Gesundes und ungesundes Essen gibt es nicht & Verbote sind ein No-Go. Die Dosis ist entscheidend!  – wie auch Paracelsius schon sagte: „Die Dosis macht das Gift!“

Wenn ich mich nämlich ausschließlich von Äpfeln ernähre, ist das genauso „ungesund“, wie wenn ich mich nur von Pommes ernähren würde. Das „Ungesunde“ ist die Einseitigkeit. Wir erlernen unser Essverhalten, das bedeutet – Kinder reproduzieren die Esskultur der Eltern. Wenn die Eltern sich vielfältig und mit Genuss ernähren, tun es die Kinder auch. Klar, die Geschmacksvorlieben sind von Person zu Person verschieden.

Bei der „Erlernung“ des Geschmacks ist es vor allem wichtig, Kindern eine breite Vielfalt an Speisen anzubieten. Manche Lebensmittel müssen dann eben mindestens 10-mal angeboten werden, bis sie akzeptiert werden. Das bedeutet auch, dass Eltern viel Geduld haben müssen und vor allem keinen Druck auf ihre Kinder ausüben dürfen. Die Belohnung für diese Bemühung ist, dass Kinder viele Geschmäcker kennenlernen. So wird mit der Zeit die Vielfalt an Lebensmitteln, die das Kind gerne mag, größer und somit wachsen auch die Möglichkeiten der gesunden und genussvollen Ernährung. Das funktioniert auch bei Erwachsenen. Je öfter man ein bestimmtes Lebensmittel probiert, desto mehr mag man es auch.

Es ist also wichtig, den Kindern Essen immer wieder anzubieten aber genauso wichtig ist es ein „Mag ich nicht“ zu respektieren und sie im besten Fall auch am Prozess der Essenszubereitung teilhaben zu lassen. Verbote von bestimmten Lebensmitteln haben meiner Meinung nach bei einer „gesunden Ernährung“ auch nichts verloren. Es ist gut, Süßes in Maßen zu genießen. Ein totales Verbot jedoch, kann auch genau zum Gegenteil führen.

Zum Beispiel, wenn das Kind sich zuhause an diverse Lebensmittelverbote halten muss und dann über das Wochenende einmal bei Freunden oder bei Oma und Opa zu Besuch ist (wo oft gelockerte Regeln gelten) und es etwas Süßes angeboten bekommt, kann es sich oft nicht beherrschen. Zu groß ist die Gier “nach der verbotenen Frucht”. In der Gier schlägt das Kind oft doppelt und dreifach zu, weil es die Aufnahme einfach nicht kontrollieren kann. Deshalb mein Tipp: Essen ist von Grund auf etwas Gutes! Ruft euch in Erinnerung, dass die Dosis das Gift macht. Erlaubt euch und euren Kindern kleine Mengen an „ungesunden“ Lebensmitteln, aber eben sparsam und mit Genuss. Was wäre die Welt bloß ohne unseren geliebten Kaffee-/Teerunden mit einem Stück Torte/Kuchen? Bewahren wir uns den Genuss daran und unseren Appetit.

Lasst es euch schmecken. 😊

 

Veronika Rajic